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Linksextremismus

Schulen im Visier von Linksextremisten: „Offenes Antifaschistisches Treffen Rems-Murr“ (OAT RM) startet „Schulkampagne“

Das linksextremistische „Offene Antifaschistische Treffen Rems-Murr“ (OAT RM) verkündete Ende September 2025 den Beginn einer „Schulkampagne“. Bei zwei Schulhofaktionen an Schulen in Backnang und Waiblingen bewarb die Gruppe ihre eigene Arbeit und versuchte, neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter unter den Jugendlichen zu gewinnen. Die „Schulkampagne“ erfolge, so das OAT RM via Instagram, in Reaktion auf die zunehmende Verbreitung und Sichtbarkeit rechtsextremistischer Inhalte an Schulen im Rems-Murr-Kreis.  

Am 24. September 2025 berichtete das „Offene Antifaschistische Treffen Rems-Murr“ (OAT RM) über seinen Instagram-Account von einer Sticker-Aktion in unmittelbarer Umgebung von Schulen in Backnang, darunter das Max-Born-Gymnasium. Auf den Stickern ist neben zwei abgebildeten Katzen die Überschrift „NAZIS AUFS MIAUL“ zu lesen, darunter die Aufforderung „Komm zur Antifa“ und ein Verweis auf den Instagram-Account des OAT RM.  

Sticker-Motiv mit zwei Katzen und Beschriftung
Im Rahmen der „Schulkampagne“ des OAT RM verwendetes Sticker-Motiv. Hierbei kommen verniedlichende Bildelemente zum Einsatz, etwa bei der Darstellung der Katzen, wodurch sich gerade auch eine jüngere Zielgruppe angesprochen fühlen kann.

Anfang Oktober 2025 führte das OAT RM eine zweite Aktion an einer Schule im Rems-Murr-Kreis durch. Dabei handelte es sich um eine Flyeraktion an der Staufer-Gemeinschaftsschule in Waiblingen. Anders als in Backnang wurden die Flyer während des Schulbetriebs verteilt und der direkte Kontakt zu Schülerinnen und Schülern gesucht. In einem weiteren Instagram-Post schreibt das OAT RM, man sei „mit den Schüler:innen direkt ins Gespräch“ gekommen. Sowohl die Flyer als auch die angebrachten Sticker enthielten die Aufforderung, sich beim OAT RM zu engagieren („DEINE MISSION: Komm zur ANTIFA. GAME OVER FÜR NAZIS an deiner Schule“).

„Schulkampagne“ als Reaktion auf rechtsextremistische Agitation an Schulen

Die Sticker-Aktion im September 2025, so das OAT RM in ihrem Instagram-Post, sei der Auftakt zu einer „Schulkampagne“. Als Anlass für die Kampagne gibt die Gruppe eine zunehmende Verbreitung und Sichtbarkeit rechtsextremistischer Inhalte an Schulen im Rems-Murr-Kreis an. So wurden mehrere Schulen dieses Landkreises Ziel einer „Schulhofoffensive“ der rechtsextremistischen Gruppe „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ). Die NRJ ist die Jugendorganisation der rechtsextremistischen Kleinpartei „Der III. Weg“. Auch in Stuttgart und Ulm waren ähnliche Vorfälle zu beobachten. Hierbei verteilten Angehörige der rechtsextremistischen „Identitären Bewegung“ (IB) Flugblätter im Umfeld von Schulen.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte das „Offene Antifaschistische Treffen Rems-Murr“ (OAT RM) immer wieder mit verschiedenen Aktionen auf die zunehmende Verbreitung rechtsextremistischer Inhalte an Schulen aufmerksam gemacht. Schon vor Beginn der „Schulkampagne“ veranstaltete das OAT RM beispielsweise am 4. Juni 2025 eine Plakat-Aktion am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Fellbach. Dort seien „faschistische Schmierereien“ aufgetaucht, so das OAT RM auf Instagram. Über das Anbringen der Plakate mit der Aufschrift „WEHRT EUCH! GEGEN NAZIS! KOMMT ZUR ANTIFA“ wurde ebenfalls über den gruppeneigenen Instagram-Account berichtet.

Plakat Internet-Meme mit Text:
Im Rahmen einer Plakat-Aktion an einer Schule durch das OAT RM verwendetes Motiv. Eine wichtige Bildkomponente hierbei ist die Verwendung eines viralen Internet-Memes, wodurch insbesondere bei Kindern und Jugendlichen eine positive Resonanz erzeugt werden kann. Zudem könnte Gewalt gegen den politischen Gegner als harmlos wahrgenommen und damit der Ernst einer realen Anwendung von Gewalt unterschätzt werden.

Bewertung

Sowohl rechts- als auch linksextremistische Akteure nutzen das unmittelbare Umfeld von Schulen als Kontaktmöglichkeit, um ihre eigenen Positionen bei Jugendlichen bekannt zu machen und sie für ihre Inhalte zu gewinnen. Die Zielgruppe birgt aufgrund der mit dieser Lebensphase einhergehenden Herausforderungen, etwa die Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung, ein vielversprechendes Mobilisierungs- wie auch Rekrutierungspotenzial für Extremisten. 

Im Bereich Linksextremismus sind „Offene Antifaschistische Treffen“ für Jugendliche aus verschiedenen Gründen attraktiv. Zum Beispiel wenn die jungen Menschen sich mit den Inhalten identifizieren können und sich aktiv im Bereich Antifaschismus engagieren wollen. Auch die im linksextremistischen Aktionsfeld „Antifaschismus“ gewählten Aktionsformen, wie etwa Spontandemonstrationen unter Einsatz von Pyrotechnik, sprechen tendenziell jüngere Aktivisten an. Ganz ähnlich ist es im Bereich des Rechtsextremismus: Die NRJ, die kürzlich die bereits erwähnte „Schulhofoffensive“ im Rems-Murr-Kreis durchgeführt hat, kann für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv sein, weil sie ihnen Freizeitangebote macht. Darüber hinaus können gemeinsame politische Aktivitäten, wie bei Flyerverteilungen und an Informationsständen, für ein Gemeinschaftsgefühl sorgen und so den jungen Menschen Halt geben.  

Es ist davon auszugehen, dass auch zukünftig Aktionen von Rechts- und Linksextremisten an Schulen stattfinden. Insbesondere im Rems-Murr-Kreis und mit Blick auf die dort seit geraumer Zeit zu beobachtende Dynamik zwischen Rechts- und Linksextremisten, könnte sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität der Aktionen zunehmen.