Immer wieder gibt sich „Der III. Weg“ als entschieden rechtsextremistisch bis neonazistisch zu erkennen. In zahlreichen Äußerungen der Partei kommen ein ideologischer Fanatismus und eine unverhohlene Feindseligkeit gegenüber der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zum Ausdruck. So ist es auch bei der Kampagne „Unsere Heimat ist nicht ihr Wirtschaftsstandort!“, die „Der III. Weg“ in Baden-Württemberg im Juli 2024 startete. Diese Kampagne geht davon aus, dass die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland „keine Fehler hat, sondern der Fehler ist“. So schreibt die Partei zum Kampagnenstart auf ihrer Homepage. In der Formulierung wird die fundamentale Systemopposition also deutlich sichtbar.
Die Inhalte der Kampagne
In der Kampagne selbst stellt „Der III. Weg“ mehrere Behauptungen auf. Zunächst ist dies die Kernaussage, dass die wirtschaftliche Elite Deutschland lediglich als Wirtschaftsstandort sehe, nicht als Heimat für das angestammte Volk. Es würde eine „aggressive Konsumkultur“ propagiert, die zur „Entfremdung des Individuums“ führe. Weiter heißt es in einem Beitrag auf der Parteihomepage vom 19. November 2024: „Menschliche Beziehungen und gemeinschaftliche Werte werden durch ein permanentes Streben nach materiellem Wohlstand ersetzt.“
Doch aus Sicht des „III. Weges“ tragen noch weitere Entwicklungen zur „Zersetzung des deutschen Volkes“ bei (Beitrag auf der Parteihomepage vom 15. Oktober 2024). Zum Beispiel die Zuwanderung nach Deutschland: „Millionen fremdländischer Ausländer“, die die „Dunkelmänner unserer Zeit“ ins Land brächten, würden „die homogene Struktur des Volkskörpers“ zerstören (ebd.).
Ein weiterer Grund für die „Zersetzung unseres Volkskörpers“: die LGBTQ-Community (Beitrag auf der Parteihomepage vom 13. Juli 2024). Die Partei spricht in diesem Zusammenhang vom „LGBTQ-Irrsinn“ und von einer „Seuche“, die zur Zerstörung der „natürlichen Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern“, beitragen würde (Beitrag auf der Parteihomepage vom 15. Oktober 2024).
„Hochfinanz“ und „Verschachern“ – die Begrifflichkeiten des „III. Wegs“
Deutlich wird auch: „Der III. Weg“ verwendet Begriffe, die auf den ersten Blick harmlos wirken können, jedoch antisemitische Codes darstellen. In zwei Beiträgen, die „Der III. Weg“ zur Kampagne auf seiner Homepage veröffentlicht hat, spricht die Partei davon, dass die Völker auf den „Opferaltar der Hochfinanz“ gebracht würden. „Hochfinanz“ ist laut „Duden online“ zwar „die Gesamtheit der einflussreichen Bankiers und Finanziers, die über erhebliche wirtschaftliche und politische Macht verfügt“. So wertfrei, wie es auf den ersten Blick erscheint, ist der Begriff jedoch in der Kampagne des „III. Wegs“ nicht. Denn „Hochfinanz“ ist auch ein antisemitisch konnotiertes Synonym für „jüdische Elite“. Hinzu kommt, dass das Wort „Hochfinanz“ Bestandteil nationalsozialistischer Propagandaschriften war – als Kampfbegriff gegen die angeblich „raffenden Juden“. Wenn „Der III. Weg“ in Baden-Württemberg also von „Hochfinanz“ spricht, dann stellt er sich eindeutig in eine nationalsozialistische Tradition.
In einem anderen Text zu seiner Kampagne schreibt „Der III. Weg“, dass „unsere Heimat Stück für Stück“ „verschachert“ werde. Auch hier schwingt Antisemitismus mit, denn im Rechtsextremismus wird das hartnäckige Verhandeln um den größtmöglichen Gewinn gern Jüdinnen und Juden zugeschrieben. Das gilt auch für den Begriff „Schachereien“, den die Partei ebenfalls verwendet.[1]
„Deutscher Sozialismus“ als Ziel
Die Partei „Der III. Weg“ hat ihre Ziele immer wieder deutlich formuliert: Sie lehnt nicht nur das deutsche Wirtschaftssystem, sondern auch die Verfassungsordnung ab. An die Stelle des bestehenden Systems soll der „Deutsche Sozialismus“ als „völkische Gemeinschaft“ und „nationale Arbeitsgemeinschaft“ treten (Beitrag auf der Parteihomepage vom 15. Oktober 2024). Dies ist nichts anderes als eine Umschreibung für den Nationalsozialismus.
In der Kampagne „Unsere Heimat ist nicht ihr Wirtschaftsstandort!“ betont „Der III. Weg“, dass Deutschland nicht mehr als Wirtschaftsstandort, sondern als Heimat angesehen werden müsse. Damit müsse zum Beispiel die Schließung der Grenzen einhergehen. Denn nur so könnten die deutsche Identität und Kultur bewahrt werden. Nur so lasse sich „der angestammte Lebensraum unseres Volkes“ erhalten, wie die Partei am 19. November 2024 auf ihrer Homepage schreibt.
Regionale Verteilung der Kampagne
Die Partei „Der III. Weg“ ist in sogenannten „Stützpunkten“ organisiert. In Baden-Württemberg gibt es den „Stützpunkt Württemberg“ und den „Stützpunkt Bodensee/Südbaden“. Während der „Stützpunkt Württemberg“ bereits seit März 2022 existiert, wurde der „Stützpunkt Bodensee/Südbaden“ erst im November 2024 gegründet. Diese Neugründung eines „Stützpunktes“ zeigt, dass die Partei ihre Strukturen in Baden-Württemberg ausbaut.
An der Kampagne „Unsere Heimat ist nicht ihr Wirtschaftsstandort!“ beteiligten sich Aktivisten aus beiden „Stützpunkten“. Sie verteilten die Flyer zur Kampagne bereits in vielen Landkreisen Baden-Württembergs, so im Landkreis Heidenheim, im Landkreis Heilbronn, im Landkreis Konstanz, im Landkreis Ravensburg, im Landkreis Reutlingen, im Landkreis Tübingen, im Hohenlohekreis, im Main-Tauber-Kreis, im Rems-Murr-Kreis und in der Landeshauptstadt Stuttgart. In Winnenden/Rems-Murr-Kreis fand zudem im Oktober 2024 ein Infostand zur Kampagne statt. Teilweise wurden die Flugblattverteilungen von Aktivisten der „Nationalrevolutionären Jugend“ (NRJ), der Jugendorganisation des „III. Weges“, übernommen.
[1] Allgemein zu antisemitischen Codes vgl. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen – Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.): Antisemitische Codes und Chiffren. Ein Überblick, Dresden 2024, online abrufbar unter: https://www.verfassungsschutz.sachsen.de/download/Antisemitische_Chiffren_und_Codes.pdf [abgerufen am 20.12.2024]. zurück