Rechtsextremismus

„Identitäre Bewegung“ agitiert gegen
„The Länd“

Angehörige der „Identitären Bewegung“ (IB) befestigten Anfang Dezember an einem der Verkaufscontainer von „The Länd“ in Heidelberg ein Banner und verteilten Flugblätter vor Ort. Mit der Aktion richtete sich die rechtsextremistische Gruppierung gegen eine vermeintliche „globalistische Transformation“ des Bundeslandes und schürte Vorbehalte gegen bereits eingewanderte Fachkräfte.

Am 4. Dezember 2021 kletterten Akteure der „IB Schwaben“ auf einen Pop-Up-Store der Werbekampagne „The Länd“ in Heidelberg. Sie befestigten ein großes Banner an der Seite des Containers, das die Aufschrift „Globohomos ausschließen – Finger weg vom Ländle“ trug. Außerdem warfen sie Flyer in die Menschenschlange vor dem Verkaufscontainer. Die Aktion richtete sich gegen die neue baden-württembergische Marketingkampagne und die hieraus abgeleitete vermeintliche „globalistische“ Ausrichtung des Landes. Die IB veröffentlichte im Nachgang mehrere Fotos und ein Video von der Aktion in den sozialen Medien. 

Das Auftreten der IB-Aktivisten entsprach der neuen Strategie der IB, die sie seit Herbst 2021 verfolgt. So traten die Beteiligten ohne IB-Logo auf, dafür in einheitlichen weinroten Jacken, dunklen Käppis und Schlauchschals mit einer abgewandelten Darstellung der Stauferlöwen.

Auf den verteilten Flugblättern wurde die Marketingstrategie als „Entfremdungskampagne“ tituliert, gegen die die IB zu einem „kulturellen Gegenschlag“ aushole. Die IB argumentierte, dass die Anwerbung ausländischer Fachkräfte nur als Argument vorgeschoben werde – die als „Globalisten“ bezeichneten politischen Eliten würden in Wirklichkeit böswillige Ziele verfolgen. So macht die IB politischen Funktionsträgern Raub und Betrug zum Vorwurf, außerdem Verrat an den kulturellen Wurzeln Baden-Württembergs. Deutlich brachten die IB-Aktivisten ihre Ablehnung von Personen mit Migrationsgeschichte zum Ausdruck, so schrieben die Rechtsextremisten auf dem Flyer: „Pakistanische Programmierer, syrische Ärzte, rumänischer Zirkus. All das haben wir schon, all das trägt faule Früchte.“ 

Hintergrund

Der Begriff „Globohomo“ taucht seit einigen Jahren vorwiegend in der englischsprachigen Online-Kommunikation mit verschwörungsideologischer Prägung auf. Mit diesem Schlagwort wird politisch linken und liberalen Kräften vorgeworfen, auf der ganzen Welt die Strategie einer gesellschaftlichen Homogenisierung voranzutreiben. Hier ist der Begriff eine Wortneuschöpfung aus den Adjektiven „globalistisch“ und „homogen“. Häufig wird der letztere Teil allerdings auch als Abkürzung für „homosexuell“ verstanden, dann steht die Ablehnung einer Politik im Fokus, die die Gleichberechtigung unterschiedlicher sexueller Orientierungen fördert. Aus dem Verwendungskontext wird nicht immer deutlich, welche der beiden Deutungen dem Begriff angelegt wird; diese Vermischung dürfte auch intendiert sein. 

Durch die IB wurde der Begriff bisher vor allem im Computerspiel „Heimat Defender“[1] aufgegriffen, in dem die Spieler gegen einen Konzern namens „Globohomo Corporation“ kämpfen müssen, einen „Konzern für globale Homogenisierung“. Im Spiel sind aber auch Homo- und Transsexuelle Gegenstand von Anfeindungen, insofern transportiert der Begriff im IB-Umfeld auch beide zuvor genannten Ebenen. Bisher wurde „Globohomo“ im IB-Kontext eher zur Beschreibung einer politischen Agenda verwendet und nicht auf Einzelpersonen bezogen, wie bei der Banneraufschrift im vorliegenden Fall.


 
[1] Das Spiel wurde vom Unternehmen „Kvtlgames“ mit Sitz in Österreich entwickelt und vom Verein „Ein Prozent e.V.“ (rechtsextremistischer Verdachtsfall des BfV) gefördert.

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