Spionageabwehr

Sabotage – ein unterschätztes Risiko

Nach der Attacke auf die Nord-Stream-Pipeline im September 2022 war die Gefahr durch Sabotageakte in der Öffentlichkeit sehr präsent. Auch wenn die genauen Hintergründe und die Täter noch nicht feststehen, steht inzwischen außer Frage, dass es sich um einen gezielten Sabotageakt gehandelt hat. Die Komplexität des Angriffs deutet auf einen sehr professionellen Akteur hin. So groß das Interesse an dem spektakulären Sabotageakt unmittelbar danach war, so schnell geriet die Sabotagegefahr beim Großteil der deutschen Bevölkerung wieder aus dem Blick. Dabei hat es hierzulande in den vergangenen Jahren kein annähernd vergleichbares Ereignis gegeben.

Im europäischen Ausland gab es das allerdings schon: Ende 2014, nachdem Russland Anfang des Jahres die Krim besetzt hatte, explodierte in Tschechien ein Munitionslager. Neben immensen Sachschäden starben zwei Menschen und mehrerer Dörfer mussten evakuiert werden. Laut Presseberichten sollte aus dem Munitionslager Kriegsmaterial an die Ukraine geliefert werden. Die tschechische Regierung machte 2021 schließlich den russischen Militärgeheimdienst GRU für die Explosion verantwortlich und wies eine zweistellige Zahl russischer Diplomaten aus. 

In Polen hat der Inlandsnachrichtendienst ABW im März 2023 ein russisches Spionagenetzwerk aus neun Personen aufgedeckt, wie der Presse zu entnehmen war. Das Netzwerk habe zur Dokumentation von Rüstungsgütertransporten für die Ukraine sowie zur Vorbereitung von Sabotageakten Bahnstrecken und einen Flughafen mit fest installierten, versteckten Kameras ausgespäht. Darüber hinaus habe der ABW, laut den Presseberichten, elektronische Geräte und GPS-Sender beschlagnahmt, die zur Befestigung an Hilfskonvois für die Ukraine vorgesehen gewesen seien.

Reale Gefahr, auch für Kritische Infrastruktur

Nicht nur diese Beispiele zeigen: Sabotage ist eine reale und sehr ernst zu nehmende Gefahr, die immensen Schaden verursachen kann. Zuletzt kam hierzulande ein neuer Aspekt hinzu: Deutschland unterstützt den Verteidigungskampf der Ukraine und muss daher mit Reaktionen von russischer Seite rechnen. Die reichen von diplomatischen Kontroversen über wirtschaftliche Konsequenzen bis hin zu geheimdienstlichen Operationen. Auch Sabotageakte sind grundsätzlich denkbar. Doch was versteht man eigentlich genau darunter? Sabotage ist die absichtliche und zielgerichtete Beeinträchtigung von Produktionsabläufen beziehungsweise die Beschädigung oder Zerstörung von Anlagen und Einrichtungen. Insbesondere die Sektoren Energie, Telekommunikation, Transport, Finanzen, Medien und Rüstung sind gefährdet.

Schaubild Sabotage
Schaubild, basierend auf dem Informationsblatt „Schutz vor Sabotage“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), mit Erklärungen zum Thema Sabotage.

In Baden-Württemberg sind neben militärischen Einrichtungen von Bundeswehr und NATO zahlreiche weitere bedeutende Ziele ansässig, darunter Weltmarktführer aus den Bereichen Rüstung, Hochtechnologie und Forschung. Hinzu kommen Kritische Infrastrukturen (KRITIS), die ebenso als potenzielle Sabotageziele im Fokus russischer Nachrichtendienste stehen können. 

Ein erfolgreicher Sabotageakt erfordert langfristige Planung und sorgfältige Durchführung. Am Anfang stehen umfangreiche Vorbereitungen wie das Ausspähen des Ziels, sei es durch Beobachtung von außen, einen Informanten im Zielobjekt oder einen Cyberangriff. So sammelt der Gegner Informationen über potenzielle Schwachstellen, um einen geeigneten Angriffsweg und -zeitpunkt festzulegen und seine Angriffsmethode darauf auszurichten. Eine Vorstufe zur Sabotage kann also Spionage sein.

Innentäter, Saboteure von außen und Cyberangriffe

Sabotageakte selbst können wiederum durch sogenannte Innentäter, externe Saboteure oder Cyberangriffe erfolgen. Die Konsequenzen sind erheblich: Neben Versorgungsengpässen drohen politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen. Das Ziel von Sabotage ist daher nicht nur die gezielte Störung von Abläufen oder die Beeinträchtigung der Versorgung, sondern auch das Schüren von Unsicherheit, Ängsten und Misstrauen in der Bevölkerung. 

Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung sowie die Bevölkerung – alle können durch Sabotage mittel- und unmittelbar betroffen sein. Bürgerinnen und Bürger können zur Verhinderung beziehungsweise Aufklärung möglicher Sabotageakte beitragen, indem sie dem Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg verdächtige Handlungen melden. Die Hinweise werden vertraulich behandelt.  

Verfassungsschutz gibt Empfehlungen zur Prävention

Insbesondere für KRITIS-Betreiber, Rüstungsfirmen, Versorgungsunternehmen, Banken, Medien, IT- und Kommunikationsunternehmen sind ein individuelles Risikomanagement und eine entsprechende Risikobewertung unerlässlich. Für den Fall der Fälle sollten alle gefährdeten Bereiche zusätzlich auf Notfälle vorbereitet sein. Ein eingeübtes Krisenmanagement hilft, sich auf mögliche Schadensereignisse einzustellen, Krisen zu bewältigen und im Nachhinein zu besprechen.

Das LfV Baden-Württemberg informiert und gibt Unternehmen beziehungsweise Einrichtungen zudem Empfehlungen zur Prävention. Auf dieser Basis können eigene Schutzkonzepte entwickelt oder verbessert werden. So wird mehr Sicherheit sowie eine verbesserte Hinweislage auf Verdachtsfälle erreicht – und Sabotage nicht länger unterschätzt.

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