Die linksextremistische Organisation „Kommunistischer Aufbau“ (KA) trat in Deutschland erstmals im Mai 2014 in Erscheinung. Ihr „Kommunistisches Programm“ zielt darauf ab, eine neue kommunistische Partei zu gründen, um das kapitalistische Wirtschaftssystem zu beseitigen und den „bürgerlichen Staat“ zugunsten einer „Diktatur des Proletariats“ zu „zerschlagen“. Auf eine sozialistische Übergangsgesellschaft soll letztlich eine kommunistische Gesellschaft folgen. Laut KA sei hierfür eine „sozialistische Revolution“ notwendig, bei der sich „der Klassenkampf zu einem revolutionären Bürgerkrieg entwickeln“ und so ein „gewaltsame[r] Umsturz“ des politischen Systems durch einen „bewaffneten Kampf“ herbeigeführt werden soll.

Entscheidend für den Erfolg der Umsturzpläne sei der Aufbau einer kommunistischen Kaderpartei im marxistisch-leninistischen Sinne. Wie in der KA-Veröffentlichung „Kommunistische Partei im 21. Jahrhundert“ beschrieben, soll diese Partei aufgrund ihrer Zielsetzung jedoch „grundsätzlich illegal und konspirativ“ aufgebaut sein. Dies erfordere auch eine „funktionelle Zweiteilung“: Der eine Teil bestehe demnach aus „Berufsrevolutionär:innen, die das organisatorische Gerüst der Partei“ darstellen, der andere Teil aus „einem weitverzweigten Netz von Peripherie-Parteiorganisationen“. Dieses Netz, an anderer Stelle als „vielfältiges Netz von Massenorganisationen“ beschrieben, ist aus KA-Sicht essenziell für die Erreichung seines Ziels. Schließlich soll es die enge Verbindung zur „Arbeiter:innenklasse“ sowie deren dauerhafte Organisierung sicherstellen und als Rekrutierungsbecken für Parteikader dienen.
Derartige „Massenorganisationen“ fokussieren sich typischerweise stark auf Themen, die konkrete Personengruppen oder spezifische Probleme ansprechen. Der KA adressiert beispielsweise Schülerinnen und Schüler, Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund. Die „Massenorganisationen“ treten entweder offen als Teil der Organisation selbst auf, etwa als Jugendorganisation des KA („Kommunistische Jugend“), oder besitzen – zumindest nach außen – organisatorisch eigenständige Strukturen, beispielsweise die Gruppe „Frauenkollektiv“ oder das „Solidaritätsnetzwerk“. Zusätzlich haben sich diese vermeintlich unabhängigen Gruppen 2022 in einer „Föderation klassenkämpferischer Organisationen“ (FKO) zusammengeschlossen. Parallele Mobilisierungsaufrufe, gemeinsame Veranstaltungen und koordinierte Teilnahmen an Veranstaltungen anderer Akteure weisen auf eine zentrale inhaltliche Steuerung hin.

Tarnorganisationen in Baden-Württemberg
Das Landesamt für Verfassungsschutz Bade-Württemberg (LfV) ordnet dem KA aktuell mehrere Gruppen zu: So etwa das „Frauenkollektiv“, die „Internationale Jugend“, das „Studierendenkollektiv“ und das „Solidaritätsnetzwerk“. Während diese Gruppen in den vergangenen Jahren lediglich in Freiburg auftraten, existieren seit 2025 auch Ableger in Stuttgart. So fand am 6. Juli 2025 das erste Treffen der „Internationalen Jugend“ Stuttgart in Stuttgart-Bad Cannstatt statt. Bis auf das „Studierendenkollektiv“ sind nun alle unter dem Dach der FKO versammelten und bereits in Freiburg etablierten Tarnorganisationen auch in Stuttgart vertreten.

Neben regelmäßig veranstalteten „offenen“ Treffen treten die Gruppen immer wieder mit verschiedenen Aktionen öffentlich in Erscheinung, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und Möglichkeiten zu schaffen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Das „Solidaritätsnetzwerk Stuttgart“ besetzt unter anderem das linksextremistische Themenfeld „Antifaschismus“ und veranstaltete vor diesem Hintergrund am 6. Juli 2025 ein „Antifaschistisches Stadtteil-Picknick“ im Kurpark in Bad Cannstatt. Es wurde im Vorfeld mit Plakaten, Flyern in Briefkästen und via Instagram öffentlichkeitswirksam beworben. Bei der Veranstaltung selbst wurde mit Infomaterial versucht, eigene Inhalte zu platzieren.
Typisch ist auch, dass die verschiedenen Gruppen oft gemeinsam auftreten und darüber breit in den sozialen Medien berichten. So versammelten sich beispielsweise am 3. Juli 2025 Aktivisten der FKO-Gruppen am Stuttgarter Sitz des Südwestrundfunks, um Inhalte zu einer in Ungarn inhaftierten linksextremistischen Person medienwirksam zu platzieren. Über die Aktion berichteten im Anschluss das „Frauenkollektiv“, das „Solidaritätsnetzwerk“ und die „Internationale Jugend“ per Instagram-Video.
Bewertung
Die linksextremistische Organisation „Kommunistischer Aufbau“ (KA) hat ihre Aktivitäten in jüngster Vergangenheit merklich intensiviert und durch die Gründung weiterer Tarnorganisationen in Stuttgart ihren Aktionsradius in Baden-Württemberg erweitert.
Mit diesen Tarnorganisationen schafft der KA einen indirekten Zugang zu Personen, die sich sonst möglicherweise nicht mit den Absichten und Zielen des KA identifizieren würden. Denn durch die Beschäftigung mit vermeintlich abgegrenzten Sachthemen, zum Beispiel gemeinsamen Protesten im Rahmen des „Solidaritätsnetzwerkes“, und durch regelmäßig stattfindende „offene“ Treffen entstehen niederschwellige, passgenaue Kontaktangebote für interessierte Personen mit unterschiedlichen Hintergründen. Außerdem werden durch öffentlichkeitswirksame Aktionen Interessierte nicht nur zeitnah aktiv einbezogen, sondern im besten Falle längerfristig an die Gruppe gebunden. Auf diese Weise gelingt es, neue Unterstützer zu rekrutieren, gesellschaftlich relevante Themen im eigenen Sinne zu besetzen und letztlich den eigenen politischen Einfluss zu erhöhen.
Inwiefern sich der KA innerhalb der linksextremistischen Szene etablieren kann, bleibt indes abzuwarten. Schließlich bietet der von der Organisation offen kommunizierte Anspruch, die „Vorhut der Arbeiter:innenklasse“ werden zu wollen, Konfliktpotenzial für szeneinterne Auseinandersetzungen. So äußerte sich beispielsweise die „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ (MLPD) anlässlich des zehnjährigen KA-Bestehens in ihrer Publikation „Rote Fahne“ im September 2024 betont ablehnend zu der als „linkssektiererisch“ wahrgenommenen „Konkurrenzorganisation“.