Gruppierungen der gewaltorientierten linksextremistischen Szene hatten im Vorfeld für zahlreiche Demonstrationen und Kundgebungen in ganz Baden-Württemberg mobilisiert. Wie in den Vorjahren fanden die größten Veranstaltungen in Stuttgart statt. So nahmen an der 1.-Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) auch gewaltorientierte Linksextremisten aus dem Großraum Stuttgart teil. Bei der anschließenden „Revolutionären 1. Mai-Demo“, zu der u. a. gewaltorientierte linksextremistische Gruppierungen wie die „Revolutionäre Aktion Stuttgart“ (RAS) oder „Solidarität und Klassenkampf“ aufgerufen hatten, versammelten sich etwa 1.000 Personen. Bis auf versammlungstypische Straftaten wie das Zünden von Pyrotechnik verliefen die Proteste trotz der relativ hohen Teilnehmerzahl friedlich.
Auch Demonstrationen in anderen Städten wie Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe,
Mannheim, Tübingen und Waiblingen liefen trotz jeweils mehrerer hundert Teilnehmer
und der Beteiligung von gewaltorientierten Linksextremisten ohne besondere Vorkommnisse ab. Lediglich in
Villingen-Schwenningen wurde bei einer Demonstration des gewaltorientierten linksextremistischen „Offenen
Antifaschistischen Treffens Villingen-Schwenningen“ eine Person vorläufig festgenommen, die ein „Bengalo“
gezündet hatte. Die Versammlung wurde aufgrund fortlaufender Verstöße gegen die Auflagen zur Einhaltung der
Mindestabstände und der Maskentragepflicht sowie wegen des Zündens von Pyrotechnik aufgelöst. Bereits am 2. Mai 2021
erschien auf der vornehmlich von Linksextremisten genutzten Internetplattform „de.indymedia.org“ ein Beitrag mit dem Titel
„Bullen greifen 1.-Mai Demo an – Bericht zum 1.Mai in Villingen-Schwenningen“.
Hintergrund
Der 1. Mai wird bereits seit über 100 Jahren als „Tag der Arbeit“ begangen, an dem die Arbeiterbewegung für
soziale und politische Forderungen eintritt. Dabei gab es im Lauf der Zeit erhebliche Unterschiede in der Deutung: War der Tag in der DDR
ein wichtiger staatlicher Feiertag, gingen in der Bundesrepublik vor allem die Krawalle von gewaltorientierten Autonomen in Städten
wie Berlin und Hamburg in die Geschichte ein. Bis heute ist der 1. Mai der wichtigste Tag für die Arbeiterbewegung – und
für Linksextremisten, die ihn für sich als Kampftag gegen „den Kapitalismus“ und seiner vermeintlichen
„Auswüchse“ wie „Faschismus“, Rassismus und Frauenfeindlichkeit deuten.
Bewertung
Die 1. Mai-Veranstaltungen in Baden-Württemberg verliefen in der Gesamtschau friedlich – anders z. B. in Berlin, Frankfurt am Main oder Hamburg, wo die Proteste teils mit erheblicher Gewalt und zahlreichen Verletzten unter den Einsatzkräften und Demonstrationsteilnehmern verbunden waren.
2020 hatten sich die Teilnehmerzahlen wegen der Corona-Pandemie in etwa halbiert. Trotz andauernder staatlicher Schutzmaßnahmen im
Hinblick auf die Corona-Pandemie lagen sie dieses Jahr landesweit in etwa wieder auf Vor-Corona-Niveau. Bei den Protesten waren neben
gewaltorientierten Linksextremisten auch wieder Personen des ausländerextremistischen Spektrums festzustellen, vornehmlich in
Mannheim und Stuttgart.